Hochwassereinsatz im Nordharz

Am Morgen des 26. Juli verschärfte sich durch den starken Dauerregen der Nacht die Hochwasserlage im Nordharz Zusehens. Gegen 06:27 Uhr wurden die Feuerwehren Abbenrode, Schmatzfeld und Langeln nach Veckenstedt alarmiert, um bei dem verheerenden Hochwasser zu helfen.  Die Feuerwehr Veckenstedt befand sich seit dem 25. Juli im Dauereinsatz um das Hochwasser in Veckenstedt zu bewältigen. Die Feuerwehren Wasserleben und Stapelburg waren an mehreren Einsatzstellen in ihren Ortsteilen gebunden und hatte dort alle Hände voll zu tun. Die Feuerwehren Heudeber und Danstedt unterstützten die Feuerwehr Derenburg, bei der Beseitigung der Hochwasserschäden. Damit waren allen Feuerwehren der Gemeinde Nordharz bei diesem Unwettereinsatz gefordert und halfen mit, Gefahr für Leib und Leben von Menschen und Tieren abzuwenden.

In Veckenstedt wurde auf dem Hof der Gemeindeverwaltung der Bereitstellungsraum und die zentrale Einsatzleitung der Gemeinde Nordharz eingerichtet. Von hier aus wurden Einsatzaufträge an die Feuerwehren verteilt und abgearbeitet, die Verbindung zur ILS Harz sichergestellt und der Hochwassereinsatz in der Gemeinde Nordharz koordiniert. Im Laufe des Tages verschlechterte sich das Mobilfunknetz enorm, woraufhin die Einsatzleitung in die Räume der Gemeindeverwaltung umgezogen ist, von wo mit einer stabilen Verbindung, die Verbindung zur ILS Harz sichergestellt werden konnte.

Durch den Dauerregen stieg der Pegel der Ilse und vom Rammelsbach sehr schnell an, worauf es zu Überflutungen gekommen ist. Die Ilse trat massiv bei Ilsenburg über die Ufer und überschwemmte mehrere Äcker und Wiesen und lief über das Landschulheim Grovesmühle in den nahegelegenen Teich. Dadurch wurde das Landschulheim von den Wassermassen eingeschlossen und die Sicherheit der anwesenden Personen konnte nicht mehr gewährleistet werden. Daraufhin wurde um 08:29 Uhr der Hausalarm ausgelöst, der alle Personen zum Sammelplatz rief. Da das Landschulheim nur noch mit schwerer Technik erreicht werden konnte, wurden die anwesenden Personen mit Löschfahrzeugen aus dem Landschulheim evakuiert. Alle zehn Personen die sich zu dem Zeitpunkt noch im Landschulheim befanden, konnten vor den Wassermassen gerettet werden und konnte in der Gemeindeverwaltung untergebracht werden.

Durch die enorme Menge Wasser, die über die Äcker und Wiesen in den Teich strömte, füllte sich der Teich sehr schnell und lief an mehreren Stellen über. Es bestand die Gefahr, dass der Deich ausgespült wird und damit die Wassermassen nicht mehr halten konnte. Eine Deichwache wurde abgestellt die ständig den Deich und die Pegelstände kontrollierte. Glücklicherweise konnte der Deich gehalten werden, denn wenn es zu einem Deichbruch gekommen wäre, hätte sich die Lage für Veckenstedt dramatisch verschlechtert.

Der Damm in der Schulstraße der am Tag zuvor gebaut wurde, musste verstärkt werden um den Wassermassen standzuhalten. Dazu wurde der Damm mit Sandsäcken verstärkt und mit einem Radlader Sand und Steine heran gefahren um dem Deich massiv zu verstärken. Auch dieser Damm konnte gehalten werden und somit schlimmeres für Veckenstedt verhindert werden.

Es konnte leider nicht verhindert werden das der Mühlengraben und der Rammelsbach über die Ufer traten. So wurde die Schäferstraße und Bodenstraße durch den Rammelsbach zu einem reißenden Fluss. Die Poststraße musste gesperrt werden, da die Straße durch den Mühlengraben komplett überflutet wurde. Gebäude die von den Wassermassen bedroht wurden, mussten evakuiert werden um eine Gefahr für die Anwohner auszuschließen, die Einsatzkräfte leisten dabei Tragehilfe um die Anwohner sicher vor den Wassermassen zu retten.

Landwirte und Unternehmer brachten mit Treckern und LKWs, Sand direkt zum Gemeindehof, der dort im Akkord in Sandsäcke gefüllt wurde. Die zentrale Verteilung der Sandsäcke wurde vom Hof der Gemeindeverwaltung koordiniert.

Die Feuerwehr Stapelburg war seit dem Morgen an den Eckerwiesen im Einsatz und hatten dort mehrere Einsatzstellen zu bearbeiten. Ein Einsatzschwerpunkt war in Wasserleben, denn dort trat an mehreren Stellen die Ilse über die Ufer und überschwemmte Teile von Wasserleben. Die Hauptstraße musste gesperrt werden, da das Wasser der Ilse massiv über die Grundstücke lief und die Straße unter Wasser setzte. Mit Sandsäcken wurden die Häuser gesichert, damit kein Wasser in die Häuser eindringen konnte. In der Bahnhofsstraße setzte das Hochwasser mehrere Grundstücke und Gebäude unter Wasser. Die Feuerwehr Wasserleben war pausenlos mit Sicherungs- und Pumparbeiten beschäftigt.

Gegen 10:00 Uhr verließ das Löschgruppenfahrzeug der Feuerwehr Abbenrode verließ die Einsatzstelle in Veckenstedt, was bis dahin pausenlos in Veckenstedt im Einsatz war, um nach Abbenrode zu fahren, um sich einen Überblick über die Lage an der Ecker zu verschaffen. Der Einsatzleitwagen verblieb als Zentrale Einsatzleitung in Veckenstedt. An verschiedenen Stellen trat die Ecker über die Ufer und Grundstücke mussten mit Sandsäcken gesichert werden. Der Schießstand stand ca. 30 cm unter Wasser, der Schützenverein übernahm nach abrücken der Feuerwehr in Eigenregie das Abpumpen und die Kontrolle des Schießstandes. Nach Abschluss aller arbeiten ist die Besatzung des Löschgruppenfahrzeugs sofort wieder nach Veckenstedt aufgebrochen, um dort weiter beim Hochwasser zu helfen.

Leider liefen in vielen Gebäuden die Keller und Wohnungen voll Wasser. Selbst das Gerätehaus der Feuerwehr Veckenstedt wurde von den Wassermassen des Rammelsbach bedroht und musste mit Sandsäcken gesichert werden, damit kein Wasser in das Gerätehaus eindringt.

Die Wasserlebener Straße in Veckenstedt stand durch die Fluten des Rammelsbach komplett unter Wasser und musste gesperrt werden, damit war keine Verbindung mehr nach Wasserleben möglich. Veckenstedt konnte zeitweise nur noch über Schmatzfeld und Ilsenburg erreicht werden.

Als der Dauerregen am Nachmittag aufhörte entspannte sich die Lage Zusehens, der Pegel der Ilse sank stetig ab. Probleme bereitete weiter der Rammelsbach wo der Pegel nur sehr langsam fiel. Sofort wurde mit den Aufräumarbeiten begonnen. Im Moseltal und am Schauner Weg wurde angefangen die Keller und Wohnungen auszupumpen und die Grundstücke vom Wasser und Unrat zu befreien. Hierzu wurde jetzt jede Pumpe gebraucht und eingesetzt. Viele Schäden zeigten sich erst jetzt, als die braune Brühe abgeflossen war oder abgepumpt wurde. Inzwischen konnte die Sperrung der Poststraße aufgehoben werden und auch das Landschulheim Grovesmühle konnte wieder frei gegeben werden.

Auch wenn die Wasserstände sanken hatte die Ilse und der Rammelsbach noch Hochwasser und eine sehr starke Strömung. Auch die Deiche waren durch den Regen und die Wassermassen aufgeweicht und ein betreten nicht sicher. Davon ließen sich leider einige, unbeirrbare Katastrophentouristen nicht abhalten, um auf den aufgeweichten Deichen zu gehen, oder bis an das Wasser und sogar in das Wasser zu gehen. Mehrere Personen wurden von den Einsatzkräften aufgegriffen und über ihr Fehlverhalten belehrt und der Einsatzstelle verwiesen. Gerade wenn jemand in das Wasser stürzt und dann vom Wasser mitgerissen wird, besteht Gefahr für Leib und Leben. Es mussten Einsatzkräfte abgestellt werden, die an andere Stelle gebraucht wurden, um abgesperrte Bereiche zusätzlich abzusichern und abzusperren. Zum eigenen Schutz ist es wichtig nicht die Deiche zu betreten und sich nicht in der Nähe des Hochwassers aufzuhalten, man gefährdet nicht nur sich selbst, sondern auch die Retter und behindert zusätzlich die Einsatzkräfte.

Gegen Abend war das schlimmste überstanden und gegen 19:30 Uhr konnten die meisten Einsatzkräfte die Einsatzstelle in Veckenstedt verlassen, damit ging ein anstrengender und kräftezehrender Einsatz zu ende. Die Feuerwehr Veckenstedt hatte am darauffolgenden Tag noch alle Hände voll zu tun, um Schäden durch das Hochwasser zu beseitigen und Aufräumarbeiten durchzuführen. In den einzelnen Standorten wurde die Einsatzbereitschaft von Fahrzeugen und Ausrüstungen wiederhergestellt, um auf die kommenden Einsätze optimal vorbereitet zu sein.

Positiv ist zu erwähnen das die Zusammenarbeit aller Feuerwehren der Gemeinde Nordharz bei diesem Hochwassereinsatz schnell und reibungslos funktionierte. Vielen Dank an alle Einsatzkräfte für die gute und kameradschaftliche Zusammenarbeit.

Wir möchten uns auch bei allen Feuerwehren, Firmen und allen freiwilligen Helfern für ihren selbstlosen und unermüdlichen Einsatz bedanken, was man miteinander schaffen und erreichen kann ist einfach unglaublich.

Nach dem Einsatz ist vor dem Einsatz, jetzt muss gründlich und sächlich aufgearbeitet werden, wie und wo der Hochwasserschutz verbessert werden kann. Von mehreren Personen wurden wir angesprochen und darauf hingewiesen, das seit 15 Jahren über den Hochwasserschutz gesprochen wird, aber nichts passierte. Durch den unermüdlichen und aufopferungsvollen Einsatz aller Helfer konnte wieder einmal schlimmeres verhindert werden, dies kann aber nicht der Maßstab bzw. die Herangehensweise sein, den Hochwasserschutz auf dem Rücken der Helfer zu realisieren. Bei immer häufiger und stärker auftretenden Unwetterereignissen, muss hier dringend gehandelt werden. In den Einsatzauswertungen und Nachbesprechungen muss der Einsatz und die Folgen daraus für den Hochwasserschutz ausgewertet und umgesetzt werden. Damit Leib und Leben, von Menschen und Tieren und das Hab und Gut im Vorfeld optimal geschützt sind.

 

Eingesetzte Kräfte:

Ortsfeuerwehr Abbenrode: LF 20/16, ELW 1

Ortsfeuerwehr Stapelburg

Ortsfeuerwehr Veckenstedt

Ortsfeuerwehr Wasserleben

Ortsfeuerwehr Schmatzfeld

Ortsfeuerwehr Langeln

Ortsfeuerwehr Heudeber

Ortsfeuerwehr Danstedt

Gemeindewehrleitung Feuerwehr Nordharz

 

Text und Fotos: M. Lumme